Fotografie: Margit Hess

Copyright © Sreeraj Gopinathan

Biografie


Geboren in eine hinduistische, traditionelle Heilerfamilie in Kerala, Südindien war die frühe Kindheit Sreeraj Gopinathans von der subtropischen Natur geprägt. Erster künstlerischer Ausdruck zeigte sich in Porträtzeichnungen und plastischen Formen, entstanden aus gesammelten Materialien seines Umfelds. Die Motive entstammten teils der Fantasie, teils den Errungenschaften der modernen, technischen Welt. Eine ähnliche Anziehung wie die darstellende Kunst übte die charakteristische Kulinarik der Südküste auf ihn aus. Die häusliche Küche wurde zu seinem zweiten Atelier. Hauptinteresse galt dort den reichen Kombinationsmöglichkeiten von Gewürzen und naturfrischen Aromen. Was ihn auf seinem Weg weiter trieb, war die Faszination für die Ferne, verknüpft mit einer Vorliebe für neue Herausforderungen.


Die Schuljahre verbrachte Sreeraj Gopinathan an der St. Aloysius Higher Secondary School Kollam, eine der ältesten christlichen Bildungseinrichtungen Indiens. Das Studium für Malerei begann er am Raja Ravi Varma College of Fine Arts Kerala. Gleichzeitig erlernte er die englische und französische Sprache, die ihm Zugang zur okzidentalen Literatur gewährten. Während der Beschäftigung mit diversen Zeichentechniken in Schwarz-Weiß blieben menschliche Gesichter Hauptmotive. Darüber hinaus experimentierte er mit diversen Maltechniken. Anregungen bezog er aus dem subjektiven Idealismus Arthur Schopenhauers ebenso wie aus der altindischen, monistischen Philosophie des Advaita-Vedanta. Die Vorstellung einer Welt der Gegensätzlichkeit, in der alles eine untrennbare Einheit bildet und sich doch jedem Annäherungsversuch des Verstandes entzieht, formte seine Gesinnung.


Die Begeisterung für das naturverbundene und humanistische Lebenswerk des Dichters Rabindranath Tagore führte Sreeraj Gopinathan nach Santiniketan (Westbengalen), wo er sein Studium an der Visva-Bharati-University fortsetzte. In dieser Zeit konzentrierte sich die zeichnerische Arbeit zunehmend auf den menschlichen Körper, der das kollektive Dasein des Menschen symbolisiert und den ewigen Zyklus von Werden und Vergehen widerspiegelt.


Mit einem Aufenthalts- und Förderstipendium der französischen Regierung absolvierte er ein weiteres Studienjahr an der École des beaux-arts du Mans in Frankreich. Die Entdeckung der Lichttechnik bot neue Entwicklungsansätze. Erste Fotoinstallationen entstanden, in denen er Detailansichten von Alltagsgegenständen und Makronaturaufnahmen mit Schnappschüssen von schemenhaften Personen kombinierte. Arbeiten mit künstlichen Lichtquellen und verschiedenartigen Materialien folgten.


Sreeraj Gopinathans Experimente weiteten sich auf andere Wahrnehmungsfelder aus. Versuchsweise veranstaltete er an verschiedenen Orten in Frankreich erste größere mit Kulinarik verbundene Events. Daraus entwickelten sich zwei sein weiteres Schaffen dominierende Komponenten - das visuelle und das geschmackliche Erlebnis. Spätere Versuche, mehrere Sinne gleichzeitig anzusprechen, um die Erfahrungsebenen miteinander zu verbinden, legten das Fundament für seine transdisziplinäre Arbeitsweise.


1999 zog Sreeraj Gopinathan nach Süddeutschland. Seine Erfahrungen am Landestheater Coburg nutzte er, um Lichtinstallationen mit einem neuen Element - die Performance - zu ergänzen.


Im Jahr 2000 stellte er in der Alten Hansestadt Lemgo erste interdisziplinäre Kombinationen vor - lichtintegrierte, dreidimensionale Formen in Dunkelräumen. Ähnliche Arbeiten, die eine Publikumperformance zum Inhalt hatten, präsentierte er bis 2003 unter anderem auch in München. Sie dienten der Vorbereitung seines Großprojekts SAMASYA.


Die Vorarbeit des Projekts erforderte ein tief gehendes Selbststudium, dass Sreeraj Gopinathan 2004 teils in Deutschland, teils in Indien begann. Aus der fast 10 Jahre währenden Entdeckungsreise ging ein facettenreiches Konzept hervor, dessen Realisierung in mehreren zeitlich und räumlich differierenden Abschnitten erfolgen sollte.


Der erste Projektteil wurde 2016 im Internet vorgestellt, um jedermann einen unmittelbaren Zugang zu gewähren und das Projekt auf die Plattform des Lebensalltags zu heben. Von Mensch zu Mensch weiter getragen, soll sich diese Phase laut des Konzepts ohne die Zügel des Regisseurs selbst entwickeln. Die Sinne ansprechende Optik der Publikationen bildet eine Art Katalysator, der das Publikum zur Mitwirkung animieren soll.


Eine Kunstform nah an den Lebensfluss zu platzieren, spiegelt das Wesen des Projekts SAMASYA wider. Substanziell vom gegenwärtigen irdischen Szenario beeinflusst, hält es den Blick aus einer kosmischen Perspektive auf das menschliche Sein gerichtet. Letztendliches Ziel ist eine Sensibilisierung der Wahrnehmung, die den Menschen befähigt, das Lebensgefüge als etwas Allumfassendes zu erkennen und im Sinne einer nondualen Einheit zum Wohle der Erde zu handeln.


Sreeraj Gopinathan lebt in Berlin und arbeitet in Deutschland und in Südindien.


1987-92

1989-92

1993-95


1993-95

1994-96

1995-96

1996-97





1993

1993-94

1995-96

1996-97




1989/93

1998

1999

1998-99

2000


2001

2002





2003

2004

2005

2016





2003

2014

Chronologie


Bildung


Studium der Malerei an der Raja Ravi Varma College of Fine Arts, Kerala, Indien

Studium der englischen Sprache an der Indira Gandhi National Open University, Indien

Studium der französischen Sprache an der Alliance Française de Trivandrum und an der Alliance Française du Bengale, Indien

Studium der Malerei an der Visva-Bharati University, Santiniketan, Indien

Studium der französischen Sprache an der Visva-Bharati University, Santiniketan

National Scholar bei dem indischen Maler Suhas Roy, Santiniketan

Studium an der École supérieure des beaux-arts du Mans Frankreich mit einem Aufenthaltsstipendium der französischen Regierung


Preise, Stipendien


State Award für Malerei von der Kerala Lalithakala Akademie, Government of Kerala, Indien

Scholarship von der Visva-Bharati University, Santiniketan, Indien

National Scholarship vom Ministry of Human Resource Development, Government of India

Bourse du Gouvernement Français, Frankreich


Ausstellungen, Projekte


State Exhibition, Kerala Lalithakala Akademi, Indien

Einzelausstellung, Galerie Falke, Hofheim, Bayern

Gruppenausstellung, Schloss Pommersfelden, Bayern

Tätigkeit am Landestheater Coburg, Bayern

Gruppenausstellung „Gewagt", Oldenburg, Niedersachsen

Auswahlausstellung „Stipendium Junge Kunst 2000", Alte Hansestadt Lemgo

Gruppenausstellung „Natur Mensch", Stadt Sankt Andreasberg, Niedersachsen

Gruppenausstellung, Akademie für Gestaltung und Denkmalpflege, Ebern, Bayern

Gruppenausstellung, Stadtmuseum, Bad Königshofen, Bayern

Einzelausstellung, Schloss Bedheim, Thüringen

realisiert das interdisziplinäre Projekt „Infinity" im Schloss Bedheim, gefördert vom Thüringer Kultusministerium

Einzelausstellung, DAP e.V., München, gefördert von der Stadt Coburg, Bayern

Gruppenausstellung, Stadtmuseum, Bad Königshofen, Bayern

realisiert das interdisziplinäre Projekt OWIYAM in Südindien

realisiert den ersten Teil des interdisziplinären Projekts SAMASYA - Resensitization, gefördert vom gemeinnützigen Kunstförderverein TARA art e.V.


Publikation


SREERAJ GOPINATHAN - ÜBER DEM HORIZONT

SREERAJ GOPINATHAN - SAMASYA - IRDISCH UND KOSMISCH ZUGLEICH

Texte: Margit Hess

Lichtinstallation 2014